Donnerstag, 6. Dezember 2012

Zum Fest des hl. Nikolaus: Welch ein schändliches Laster der Neid ist

St. Nikolaus altes Andachtsbildchen ca. 1850
Bedeutung:
Drei Kinder wurden einst heimlich ermordet, und in ein Fass geworfen.
Ihre Leichen wurden entdeckt. Der Heilige kam, betete über sie
und erweckte sie wieder zum Leben.
Außerdem half der hl. Bischof in schwerer Seenot
siehe hier
Um das Folgende ganz genau zu verstehen, sollte man idealerweise diese schöne Heiligenlegende des Heil. Bischof Nikolaus lesen, die diesem in demselben Buch voransteht.

Welch ein schändliches Laster der Neid ist


Seit vielen Jahrhunderten wird die überaus barmherzige Liebe des heiligen Nikolaus gegen die Armen in der katholischen Kirche gefeiert. So geheim und verborgen er alle seine guten Werke übte, Gott hat sie an das Tageslicht gebracht, damit sie uns ein Spiegel seien für das Leben und auch wir in des Heiligen Fußstapfen treten. 

Allein, leider gibt es Christen, deren Herz die heilige Nächstenliebe nicht kennt; die vergessen, dass ohne gute Werke Niemand eingeht ins Reich Gottes; die nicht nur nichts Gutes tun, sondern die sogar ihr Herz jenem Laster öffnen, welches der Liebe gerade entgegengesetzt, welches den Tod der Liebe ist. Dieses Laster ist der Neid. 

Der heilige Nikolaus hielt aus Liebe zu Gott und den Menschen die drei Hauptleute des Kaisers von einem grausamen Blutbade ab. Gott lohnte ihren willigen Gehorsam gegen den Heiligen mit der Gunst ihres Kaisers. Aber siehe, da erfasste den Obersten der kaiserlichen Leibwache der Neid und dieses Laster hätte ihn sogar zum Mörder gemacht, wäre nicht auch hier der heilige Nikolaus dazwischen getreten. Wie schändlich, wie verabscheuungswürdig ist doch der Neid! 


Der Neidige hat Schmerzen über das Gut seines Nächsten, Trauer wegen seines Glückes; er kann es nicht leiden, wenn er höher steht; es ist ihm nicht recht, wenn er ihm gleichsteht und er ist erbost über den, der sich ihm gleichstellen will. 
Er ist traurig, betrübt, erzürnt, ja von Ingrimm erfüllt, wenn sein Nebenmensch mehr hat, in größerem Ansehen steht, geehrt und geachtet wird; er sieht mit scheelem Auge, mit erbostem Herzen auf das bessere Fortkommen seines Nächsten und wünschte gerne, dass es ihm recht schlecht gehe. — 

Ein neidiger Mensch ist aber dem Teufel gleich, den unsere guten Werke in den äußersten Mißmut versetzen und der wegen der ewigen Güter, die wir uns dadurch erwerben, den heftigsten Schmerz empfindet. Daher sagt auch der heilige Augustin: „Möge Gott von allen christlichen Seelen die Pest des Neides abwenden; denn der Neid ist ein teuflisches Laster, das einzige, das sich eigentlich der Teufel und zwar auf eine unversöhnbare Weise schuldig macht.— 

Der Neidige ist sein eigener Feind; denn er quält sich bei Tag und Nacht. Der Neidige ist sein eigener Henker; denn wie der Wurm das eigene Holz, in dem er entstanden ist, zerfrisst, so nagt auch der Neid am eigenen Herzen und richtet Leib und Seele zu Grunde. Kein Richter ist so strenge, wie der Neid gegen sich selbst; denn er peinigt sich fortwährend selbst. 

Der Neid ist der Mörder der heiligen Liebe, ja er ist ein Feind Gottes, der die Liebe selbst ist. Kein Laster ist so gräulich vor Gott als dieses. „Wehe, spricht der heilige Geist, wehe denen, welche die Wege Kains wandeln!" (der seinen Bruder beneidete.) „Knochenfäulnis ist der Neid;" (Sprückw. 14,15.) „Nichts ist gottloser als der Neidige," sagt die heilige Schrift.
„Der Neid", schreibt der heilige Basilius, "ist des Lebens Untergang, die Pest der Natur, der Feind alles Guten, das von Gott kommt, ja der Feind Gottes selbst!" 

O welch Unheil hat der Neid in der Welt schon angestiftet! Der Neid stürzte die Engel vom Himmel, verjagte die Menschen aus dem Paradiese, benetzte die Erde mit Bruderblut, verkaufte den eigenen Bruder und strebte nach dem Blute Jesu Christi, bis es am Kreuze floß! — 
O liebe christliche Seele, gib doch dem Neide niemals Raum in deinem Herzen; töte sogleich jede Regung desselben und flehe unaufhörlich zu Gott, er möge seine heilige Liebe immer in dir brennen, nie erlöschen lassen. Sobald du dich dem Neide überlassest, versündigst du dich gegen Gott, deinen Nebenmenschen und gegen dich selbst. 
Du beraubest dich aller Gnaden, aller guten Werke, jeden Verdienstes, und des Teufels Qual und Pein in der Hölle wird dein Anteil sein, weil du ihm gleichest, ja, wie der heilige Chrysostomus sagt, ihn noch übertriffst; denn der Teufel beneidet nicht seines Gleichen, du aber beneidest deine Mitmenschen, die Gottes Ebenbild sind wie du, und erkauft sind mit dem Blute Christi wie du! 

Reiße daher dieses Laster mit der Wurzel aus deinem Herzen. Diese Wurzel ist aber nichts anders als die Hoffart und die abscheuliche Selbstsucht. — Sobald du anfängst, deine Armseligkeit und Unwürde zu erkennen und dich deshalb zu demütigen, wird auch der Neid in dir ersterben und die heilige Nächstenliebe in dir Platz greifen, welche dem Mitmenschen alles Gute wünscht und tut! Möge der liebe Gott in dir dies geschehen lassen! — 

Sprich daher folgendes Gebet:
O Gott, der du ganz Liebe bist, rotte aus in meinem Herzen, ich bitte dich flehentlich, jede Regung des Neides und entzünde in mir das Feuer jener heiligen Bruderliebe, wovon das Herz deines Dieners Nikolaus entflammt war. Amen.
Alles  aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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