Freitag, 15. März 2013

Wie man harte und ungerechte Vorwürfe ertragen soll - aus einer Heiligenlegende am Wahltag von Papst Franziskus

Am 13. März war nicht nur Fatimatag, sondern war nach dem römischen Martyrologium auch Gedenktag des Hinscheidens der heiligen Jungfrau Euphrasia von Konstantinopel, gestorben in der Thebais 410 n. Chr.
An diesem Tag hat uns der Himmel den Heiligen Vater Franziskus geschenkt, der kaum gewählt, international schon einiges an harter Kritik einstecken musste.


die hl. Euphrasia von Konstantinopel
Sie wird in Nonnenkleidung abgebildet, einen Stein in der Hand haltend. 
In einer alten Heiligenlegende* wird im Anschluss an die Lebensbeschreibung der heiligen Jungfrau Euphrasia (der griechische Name bedeutet: die Gutes Redende), die u.a. den Argwohn einer Mitschwester in echt christlicher Nächstenliebe ertragen hat, erklärt, wie man harte und ungerechte Vorwürfe ertragen soll.
Diese Ausführungen folgen hier:

"Es kommt im menschlichen Leben oft vor, und es wird dir vielleicht selbst schon begegnet sein, dass man sich von seinen Nebenmenschen ungerechte Vorwürfe machen lassen muss, die man gerade nicht verdient hat. 
Kaum geschieht dies, da steigt gleich inwendig der Unmut und der Zorn empor, man braust auf, man entschuldigt, verteidigt sich, man murrt oder bricht gar in Schimpf- und Scheltworte aus und sucht sich zu rächen. 

So aber handelt der wahre Christ nicht; er duldet und schweigt und überlässt die Rechtfertigung seiner Unschuld Gott, dem Herrn. 

Wenn der göttliche Heiland sagt, dass du dem, welcher dich auf den Backen schlägt, auch den anderen darreichen sollst, so will er dadurch deutlich sagen, dass du dich lieber öfters beschimpfen und mit Unbilden überhäufen lassen sollst als nur einmal dich zu rächen und Unbilden mit Unbilden zu vergelten. 

Freilich, ich gestehe es, ist es hart, wenn man oft bittere ungerechte Vorwürfe anhören muss, aber dagegen ist es auch Gott recht wohlgefällig und für das Heil der Seele ungemein förderlich, wenn man schweigt und duldet. 
Dadurch versetzt man der Eigenliebe einen tödlichen Hieb und für diese böse Schlange, die so viel Unheil anstiftet, ist es gar nicht schade, wenn sie getötet wird. Ich will dir in Kürze zeigen, wie du es angehen sollst, um harte und ungerechte Vorwürfe geduldig zu ertragen. 

Fürs Erste wäre es gut, wenn du dir lebhaft den göttlichen Heiland vorstellen und daran denken würdest, wie er so schweigend und ruhig all die ungerechten Beschuldigungen hingenommen, die seine Feinde gegen ihn bei dem Hohenpriester und bei Pilatus vorbrachten. 

Fürs Zweite schließe fest deinen Mund zu und zähme deine Zunge, auch wenn es in deinem Innern kocht und siedet und die Galle aufsteigt, sag nur kein Wort, oder wenn du reden willst, so sprich ganz ruhig und gelassen, wie Jesus beim Hohenpriester. 

Fürs Dritte bedenke, welch ein armer Sünder du seiest und wie oft du schon die härtesten Vorwürfe verdient hast. Demütige dich wie der Büßer David, der bei den Beschimpfungen seines Feindes ausrief: „Der Herr hat es ihm befohlen, dass er mich lästere." 

Fürs Vierte rufe in solchen Augenblicken sogleich innerlich zu Jesus um Hilfe: flüchte dich in sein sanftmütiges Herz und verschliess dich darein. 

Fürs Fünfte, und das wäre wohl die Hauptsache, suche dein Inneres, deine Armseligkeit und Sündhaftigkeit, deine Bosheit und Verkehrtheit recht lebhaft kennen zu lernen. 
Sobald du dich einmal recht kennst, so wirst du dich auch für würdig halten, verkannt und verachtet zu werden und du wirst sogar verlangen und dich freuen* *, wenn man dich hart anlässt, schmäht, tadelt, verachtet und beschimpft. — 
Aber je mehr du dich demütigst und geduldig alles hinnimmst, desto höher steigst du zu Gott empor, desto größer wird die Verherrlichung sein, die du einst aus Gottes Hand empfangen wirst. 

Siehe, welche Glorie jetzt die heilige Euphrasia bei Gott besitzt! Willst du nicht auch in ihre Gesellschaft kommen? Mach' es so wie sie, demütige dich, dulde und schweige!
Gebet und Vorsatz. O mein Jesus, der du wie ein unschuldiges Lämmlein schweigend alle Unbilden und Leiden hingenommen und für mich geduldet hast, gib mir die Gnade, dass ich jeden harten Vorwurf, jede Unbild ruhig ertrage. Ich will ja sanftmütig und demütig werden, aber ohne dich vermag ich es nicht! —"
* *das haben tatsächlich alle großen Heiligen mit Gottes Gnade geschafft

*aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858 




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