Dienstag, 16. April 2013

Von der Opferwilligkeit des Christen

Die heil. Enkratia hat zuerst ihrem göttlichen Bräutigam ihre jungfräuliche Reinigkeit und die Freuden der Ehe und zuletzt auch ihr noch junges Leben zum Opfer gebracht. Für dieses Opfer empfing sie die himmlische Seligkeit. 

Wenn du auch, christliche Seele, dem Herrn kein solches Opfer bringen kannst, so kannst und sollst du doch auf andere Weise Gott wohlgefällige Opfer bringen und dadurch die Herrlichkeit des Himmels erwerben. 

In einem gewissen Sinne ist nach dem Ausspruche des heil. Petrus ein jeder katholischer Christ ein Priester und muß als solcher täglich opfern. 
Das tägliche hochheilige Messopfer darf freilich nur der hiezu geweihte Priester darbringen, aber der Gläubige soll sich mit und in Christus dem Herrn Gott täglich selbst zum Opfer bringen. 

Das geschieht, wenn er aus reiner Liebe zu Gott die Beschwerden und Lasten seines Standes willig und geduldig trägt, wenn er seine bösen Neigungen, seine fünf Sinne, seine Augen, seine Zunge, seinen Gaumen abtötet, wenn er sich irgendeinen erlaubten Genuss, irgend ein Vergnügen versagt,wenn er seinem Nächsten irgend einen Liebesdienst erweist, ganz besonders aber, wenn er die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit ausübt. 

Unsere Zeit fordert von dem katholischen Christen ganz besonders freudige Opferwilligkeit. 
Je mehr die Selbstsucht, die Habsucht, der Geiz, der Neid, die Hartherzigkeit zunimmt und je mehr aber auch auf der anderen Seite die Armut und das menschliche Elend wächst, desto mehr und größere Opfer fordert die Liebe Jesu von dir, christliche Seele. 

Du darfst hierin nicht ermüden und nicht denken, ich habe schon genug getan. Wo und wann du immer kannst, musst du deinem bedrängten Nächsten mit Rat und Tat beispringen und dir manche Entsagung auflegen, um ein Opfer der Liebe bringen zu können. 
Wie oft könntest du dir im Essen und Trinken Abbruch tun, irgend ein Vergnügen aufgeben und von dem, was du darauf verwenden würdest, einen Armen unterstützen. Solche Opfer gefallen Gott; solche Opfer belohnt er mit Segen und Seligkeit. 

Lasse also, christliche Seele, keinen Tag vorübergehen, wo du nicht irgend ein Opfer Gott dem Herrn dargebracht, sei es nun, dass du dich in etwas überwunden, dir etwas versagt oder deinem Nächsten einen Liebesdienst erwiesen hast. Mache jetzt gleich den Vorsatz, aus Liebe zu Jesus täglich ein gutes Werk zu verrichten und sprich:
O mein Herr Jesus, der du dich am Kreuze für mich geopfert hast und dich täglich in der heiligen Messe für mich opferst, ich verspreche dir täglich irgend ein Opfer der Abtötung und der Barmherzigkeit zu bringen,und zum Zeichen dessen will ich heute noch meinem Nächsten dir zu Lieb einen Dienst erweisen.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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