Donnerstag, 19. Juni 2014

750 Jahre Fronleichnam dank Bulle „Transiturus de hoc mundo“

Papst Urban IV. führte mit der Bulle „Transiturus de hoc mundo“ am 11. August 1264 das Fronleichnamsfest durch diese an alle Bischöfe der Kirche gerichtete Konstitution ein. Noch im selben Jahr wurde in Köln die erste Fronleichnamsprozession durchgeführt (Quelle).

Auszug aus dieser Bulle laut Denzinger, 846
(leider sind die Auslassungen, gekennzeichnet durch … vom Herausgeber meines Erachtens nicht ideal gewählt, da sie das Verständnis erschweren oder, so wie sie gewählt sind, zu Missverständnissen führen können; das ist aber meiner Meinung nach ein Grundproblem des Denzinger. Mit "Sakrament" ist im folgenden Auszug das Allerheiligste Altarsakrament gemeint.) 
Die Eucharistie als Gedächtnis Christi
Bei der Einsetzung dieses Sakramentes nun sagte Er zu den Aposteln: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Luk 22.19), damit uns dieses erhabene und ehrwürdige Sakrament ein hervorragendes und ausgezeichnetes Gedenkzeichen Seiner außerordentlichen Liebe sei, mit Er uns liebte. Ein wunderbares Gedenkzeichen, sage ich …, in dem die Zeichen erneuert sind und die Wundertaten verwandelt (erstehen), in dem jede Freude enthalten ist…, in dem wir sicherlich Hilfe für das Leben und das Heil erlangen.         
Dieses ist das … heilsame Gedächtniszeichen, in dem wir das dankbare Gedächtnis unserer Erlösung begehen, in dem wir vor dem Bösen zurückgehalten und im Guten bestärkt werden und fortschreiten im Wachstum der Tugenden und Gnaden, in dem wir in der Tat fortschreiten aufgrund der leiblichen Gegenwart des Erlösers selbst. 
Andere (Dinge) nämlich, deren Gedächtnis wir begehen, umfassen wir mit Geist und Sinn, aber besitzen deswegen nicht ihre wirkliche Gegenwart. In diesem sakramentalen Gedenken Christi aber ist Jesus Christus bei uns gegenwärtig, zwar unter anderer Gestalt, aber in der eigenen Substanz. 
Bevor Er nämlich in den Himmel aufstieg, sagte Er den Aposteln und ihren Nachfolgern: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeit (Mt 28.20) und stärkte sie mit der gültigen Verheißung, dass Er auch in leiblicher Gegenwart bei ihnen bleibe und sei.

Wie man im Bild vorne Mitte und rechts sehen kann,
gab es schon immer Leute,
die sich in der leiblichen Gegenwart des Heilandes langweilen,
während sich andere ehrfürchtig verneigen oder knien,
wie es sich gehört,
wenn der Christkönig vorbeizieht.
Gemälde: Adolf Friedrich Erdmann von Menzel:
Fronleichnamsprozession in Hofgastein. 1880

In Berichten der Presse über dieses 750- Jahr-Jubiläum konnte man lesen:
(...) Die Prozessionen entstanden in Deutschland. 1279 gilt als das Jahr der ersten Fronleichnamsprozession, die in Köln stattfand. Die Protestanten empfanden das Fest lange als "gegenreformatorische Machtdemonstration". Vor allem in konfessionell gemischten Gebieten kam es immer wieder zu Spannungen. (...)
Was ist dazu zu sagen: 
  • Erstens gab es 1279 noch gar keine Protestanten, was man in Unkenntnis der wirklichen Sachlage aus diesem Abschnitt herauslesen könnte. Wie der frühere Katholik Martin Luther erst wesentlich später alles verdreht hat, kann man hier nachlesen, 
  • zweitens geht es in der katholischen Kirche Häretikern, d.i. Irrlehren, gegenüber nicht um "Machtdemonstration", sondern um die Wahrheit (auch wenn das gegenwärtige "Bodenpersonal" diese Tatsache gerade ziemlich verdunkelt) und 
  • drittens ist der wahre Grund, weshalb Protestanten das Fest abschätzig betrachten, dass sie als Schismatiker und Häretiker nicht an das Allerheiligste Altarssakrament und damit auch nicht an die Realpräsenz glauben, weil sie sich – Kennzeichen aller Häretiker – für schlauer als die katholische Kirche halten. 
Der Durchschnittsprotestant wusste schon in meiner Jugend nicht, was Fronleichnam überhaupt ist. 
Ich schäme rückblickend enorm, aber in meiner protestantischen Kindheit habe ich mit meinem Cousin das Fest als „Happy Kadaver“ veralbert, weil wir nicht wussten, dass die Bezeichnung sich nicht von „froh“ und „Leiche“, sondern vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ableitet, was „Leib des Herrn“ heißt. Leider wurden wir von den damals Erwachsenen keines Besseren belehrt, sie wussten selber nicht, was die Katholiken eigentlich feiern und meine heute noch lebenden protestantischen Verwandten wissen es immer noch nicht und wollen es auch nicht wissen. (Wie ich gerade sehe, wird es von schlauen Leuten auch knapp fünfzig Jahre später immer noch veralbert: http://de.uncyclopedia.org/wiki/Happy_Kadaver)

Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich Jahrzehnte später dieses Fest glühend lieben würde und todtraurig sein würde, wenn ich auf alten Fotos sehe, wie es noch zu Beginn meines Lebens von den Katholiken begangen wurde und was man jetzt, u.a. dank Liturgie“reform“, daraus hat werden lassen.


Predigten zum Fest Fronleichnam & Erklärung des Allerheiligsten Altarssakramentes

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